Verlockungen und Hindernisse kurz vor dem diesjährigen Wanderziel

Verlockungen und Hindernisse kurz vor dem diesjährigen Wanderziel

Seid Tagen bekommen wir gesagt „Oh, dann müsst ihr noch über den Brünig Pass!“. Wir laufen zunächst an zwei Seen vorbei, übernachten bei Regen in einem Kuhstall, trinken selbstgesammelten Kräutertee bei Atanas und seiner Frau- und der Pass rückt näher. Es stellt sich etwas Unlust ein, bei dem Gedanken, dass es schwer werden könnte, wissen wir doch seid Odenwald und Schwarzwald durchaus, was es bedeutet sich, samt Wagen den Berg hinauf zu schaffen. Es stellt sich heraus, der Anstieg ist moderat und verteilt sich gut, kurz vor dem Pass geht es nach einem ersten Anstieg durch ein wunderschöne höher gelegene Eben und die letzten Meter, bevor wir den Pass erreichen gehen uns leicht von den Füßen. Gegen den Schwarzwald ein echter Witz! Was Wörter für eine Wirkung habe, „Pass“, klingt schon sehr ernst zu nehmend! Oben angekommen gibt es einige Restaurant und wir bekommen Proviant und sogar eine Gemüselasange mit auf den Weg. 

Nun geht es bergab, wir freuen uns schon.

Erste Zweifel kommen beim Wasser auffüllen. Eine Frau, die wir auf ihrem Balkon antreffen mitsamt Mann mit nacktem Oberkörper, der etwas brummig schaut, meint da hätten wir ja was vor, das Kind müssten wir eher tragen- sie hat den Wagen wohl aus den Augenwinkeln erhascht. Ich erkläre dass das Kind im Bauch ist und nur das Gepäck im Wagen. Und sie lässt uns weiter ziehen. Der Wanderweg ins Tal ist zwar nur 4 Kilometer, aber was sagt schon eine Karte über die Art des Weges aus.  Erstmal geht es jedenfalls bergauf. Kleine geschwungene Wege, gut gehbar, an einem Kuhstall vorbei. 

Dort kommt uns ganz außer Atem ein Mann entgegen gerannt. Ob wir Pilger seien und auf dem Jakobsweg? „Pilger, ja, Jakobsweg, diesmal nein.“ Er habe uns nämlich etwas zu sagen, er habe begonnen vor einigen Jahren die Bibel zu lesen und er habe Jesus erlebt, wir sollten es doch auch mal versuchen, auf jeden Fall wolle er uns auf unserem Weg noch segnen und so oder so werde es ein guter Weg.

Ein paar Meter weiter stehen wir vor einem Hang: Das soll der Weg sein??

Vor uns ein Elektrokuhzaun, dahinter Treppen, Treppen, Treppen und Wurzeln. Sttephan eilt dem Bauern hinterher und fragt ihn, ob der Weg so weiter ginge. „Ja! ziemlich genau so!“ Wir könnten aber bei ihm übernachten und am nächsten Morgen könne er uns die stark befahrene Straße runter fahren. Mit dieser Botschaft kommt Stephan zu mir zurück. Klar ist, der Wanderweg fällt aus, stark befahrene Straße, die scheinbar in einen Tunnel mündet und spätestens ab da nicht begehbar ist, ist auch keine wirkliche Alternative, oder sich fahren lassen?Es wirft Fragen auf:

Warum machen wir das? Ist unser Ziel wirklich alles zu Fuß zu gehen, oder sicher an zu kommen?Was wollen wir mit der Reise wirklich, was ist unsere Motivation zu Fuß und ohne Geld zu gehen- eigentlich doch schöne Erfahrungen zu machen, in Kontakt mit Menschen zu sein, die wir sonst nicht treffen würden!

Und dennoch, alle jetzigen Optionen fühlen sich nicht so ganz richtig an! Kurz vor dem Ziel sich fahren lassen widerstrebt mir total! Wanderweg fällt flach und die Straße hatten wir kurz erlebt, auch kein Spaß! Der Bauer kommt nochmal vorbei, bringt seinen Kühen Wasser und lässt sie auf die Wiese. Ob wir uns schon entschieden haben? Sein Angebot stehe, es sei ganz uns überlassen. Wir durchforsten die Karte, schauen nach Alternativen und so entdecken wir eine kleine Straße ohne Tunnel, bei der wir allerdings nicht direkt zum Tagesziel kommen, sondern einen Umweg von ca. 10 Kilometern nehmen müssen. Wir entscheiden uns dafür. Denn wenn die anderen Optionen sich nich gut anfühlen, dann muss ein dritter Weg her. Der Bauer winkt uns zum Abschied zu. Zurück geht es an der Frau, die uns Wasser gab vorbei, wir winken ihr kurz. Und gehen zwar ein kleines Stück an der großen Straße entlang, besser gesagt, wir rennen, haben dann haben einen entspannten Abstieg. 

Beim erneuten Wasser auffüllen im Tal bekommen wir einen Tipp zum übernachten.

Baggersee und Milliardensternehotel

Nach einer Abkühlung in einem kleinen Baggersee, lassen wir das Zelt unaufgebaut- heute gibt es ein Milliardensterne Hotel. Wir lassen uns die Gourmetlasangne schmecken. Es ist schon Dunkel und so wird das Ratespiel „Was ist da wohl alles drinnen?“ noch spannender, da der Sehsinn ausgeschaltet ist. Später liegend auf einem Steg in mitten eines Sees, fühlt es sich sehr zufrieden an – auch dieses Stück gelaufen zu sein, der Verlockung wiedersagt zu haben, dem Bauchgefühl treu. Sternschnuppen und freie Wünsche inklusive.