Wenn Wünsche schneller wahr werden als erwartet- und Pläne sich ändern dürfen

Wenn Wünsche schneller wahr werden als erwartet- und Pläne sich ändern dürfen

Wir sind offen für die Seele eines Kindes. Geplant ist, dass ich Lilian, von Berlin in die Schweiz laufe zu Fuß. Warum sollte sich das auch ändern? Und Stephan von München nach Taizé.

So weit der Plan.

Ich bin in Gespräch mit der Seele, sie ist ziemlich klar, nennt mir ihren Namen und was sie sich von mir und uns wünscht. 

Ich bin mir dennoch etwas unsicher, ist sie wirklich schon da?

Die Tage bleiben aus, es ist ein ziehen, als ob sie kämen und Stephan ist sich ganz sicher, das sind nicht die Tage.

Beim Abtasten fühlt es sich schon irgendwie anders an und mit den Tagen wächst die Gewissheit. Ich bin schwanger.

Der erste Termin bei der Frauenärtztin stellt mich vor eine neue Frage. 

„Tragen mit Rucksack ist nicht!“ Da sie so kategorisch gegen Reisen scheint, nehme ich die Info erst wirklich an, als ich eine sehr tolle Hebamme befrage. Sie sagt gegen Reisen spreche eigentlich nichts, ich solle da ganz nach meinem Gefühl gehen, nur für das dauerhafte Tragen würde uns vielleicht doch eine kreative andere Lösung einfallen.

Das tut es auch- und so kommt es dazu, dass wir uns einen roten Flitzer zulegen.

Was ich auch nicht bedacht habe, ich fühle mich anders!

Mein Kuschel – und Anlehnungsbedürfnis ist viel größer und mein Liebes- und Bindungsgefühl auch.

Für Stephan hat sich erstmal ja nicht viel geändert, er braucht etwas Zeit um die Veränderungen zu verstehen und nachdem er zunächst denkt, Rucksack sei doch kein Thema, kommen ihm irgendwann dann doch Zweifel. Die Tasche wird getragen und besorgte sms, dass ich doch nicht etwa alleine xy trage folgen.

Wir überlegen wie die Reise aussehen soll, zusammen nach Taizé? Nein. Zusammen von Berlin aus starten. Nein. 

Zusammen etwas später starten, nachdem Hebamme und co gefunden wurde ist schon im Gespräch, aber irgendwie passt es alles noch nicht ganz.

So laufe ich erstmal los, alleine und von Berlin aus.

Vor meiner Wohnung in Berlin mit dem roten Flitzer beim los gehen

Es ist ein wichtiger Schritt für mich.

Meine Wohnung ist untervermietet- und mich langsam von dem Ort zu entfernen, der 7 Jahre mein zu Hause war ist stimmig.

Ich laufe aus der Stadt, es ist ätzend. 15 km an lauten Straßen bei großer Hitze.

Dann zieht auch noch der Kinder- bzw. Derzeit Gepäckwagen etwas zu einer Seite.

Als ich bei Treptow auf einer Bank liege, etwas döse und mich wieder aufrichte, kommt grade ein älterer Mann. Ich denke mir, warum nicht einfach fragen- und wie es die glückliche Fügung will, kennt er sich mit Rädern gut aus. Wir fachsimpeln, was wir an der Gewichtsverlagerung ändern könnten, er gibt mir einen Hinweis zur Bremsen Einstellung und Reifenluftdruck- und weiter gehts.

Ich komme direkt an einer Werkstatt vorbei und bekomme bei der Frage nach einem Luftdruckgerät, die Reifen sogar gleich aufgepumpt.

Weiter gehts, etwas leichter.

Die erste Nacht Zelte ich in der Nähe eines Sees. Es ist ein wunderschöner Ort. Das knacken, surren und Rascheln ist noch etwas ungewohnt. Wirklich ängstlich bin ich aber erst, als ich es Donnern höre. bin ich zu sehr auf offenem Feld, reicht die kleine Anhöhe neben mir, die etwa Zelthoch ist dafür das ich nicht der höchste Punkt bin…? DasGewitter kommt dann aber doch nicht näher.

Etwas übermüdet mache ich mich auf zu meinem zweiten Lauftag.

Ich bekomme ein belegtes Brötchen geschenkt, kann meine Flasche füllen und Müll, den ich gesammelt habe, abgeben. Und auch für die sich lösende Schuhsohle findet sich nach vielem Fragen eine Lösung. 

Am 3. Tag, nach einer weiteren Nacht und einem geschenktem Brot, laufe ich gestärkt weiter.

Nur ich laufe und laufe und frage mich, was ich hier tue? Warum tue ich es alleine? Und warum um Himmels Willen sollte ich etwas weiter tuen, wenn es zwar geht, mir aber so keinen Spaß macht?

Damit gehe ich eine Weile.

Und ich Fasse einen Beschluss.

Ich werde bis nach Wittenberg laufen und dort dann den Kurs wechseln.

Zu meiner Mum fahren, mich um eine Hebamme kümmern und gemeinsam schauen, was wir hier, wo ich das Kind bekommen will, regeln wollen und  dann gemeinsam im Juli weiter!

Ich überlege zunächst noch, sollten wir die Reise weiter fortsetzen von Wittenberg? während mein Gefühl schon völlig klar ist.

Darf ich Pläne ändern, wenn ich A sage, sollte ich es dann nicht auch tun?

Sind Gedanken, die im Kopf rumgeistern. 

Dagegen steht ein erleichtertes Gefühl bei meinem Entschluss und wieder Energie zum Ziel erreichen.

Meine Gedanken wandern- und ich stelle fest, das es für mich völlig in Ordnung ist.

Ich war 9 Jahre auf einer Schule, auf der es mir nicht gut ging und dachte immer da gäbe es sicher was zu lernen, obwohl ich wechseln wollte. Das mache ich nicht ein zweites Mal, das hab ich mir versprochen.

Das ich Dinge durchziehen kann, das brauche ich mir auch nicht zu beweisen, ich könnte es, würde ich wollen. Ich habe meine Doktorinnenarbeit geschrieben- und jede Person, die das durchgemacht hat, weiß, dazu braucht es Durchhaltevermögen.

Nur wusste ich hier klar warum ich es tue.

Das Warum ist mir beim Pläne schmieden sehr wichtig. 

Manchmal gibt es Pläne und sie fühlen sich plötzlich einfach nicht mehr lebendig an, sie verlieren an Farbe.

Und genauso geht es mir hier jetzt.

Ich gehe in mich. Es ist mehr ein kollektiver Glaubenssatz, der mir hier begegnet „Was du beginnst musst du auch fertig machen!“ Aber was oder wem nützt dieser Satz?

Er dient dazu Menschen in Verhältnissen zu halten, die ihnen nicht wohl tuen, aber dazu beitragen, das viele Systeme überhaupt in der Form weiter bestehen können.

Wie wäre es denn, wenn jeder Mensch sich mehr Selbstliebe entgegen bringen würde. Jeder Mensch! Jeder sich fragen würde, was brauche ich wirklich?

Für mich ist die Antwort so klar.

Ich will mit meinem Partner reisen.

Und so setzen wir den Weg nun gemeinsam fort, den wir begonnen haben, denn vor Weihnachten sind wir zusammen nach Bickenbach gelaufen- und es ist stimmig nun zu Dritt von hier aus weiter zu gehen.

Gemeinsam los gehen in Bickenbach