Eigentlich….

Eigentlich….

Wir haben uns getrennt… …und sind auf der Reise.
Wir haben uns getrennt von der bisherigen Reiseform. Nach 672km des täglichen Laufens haben wir uns auf die Suche nach Orten begeben an denen wir Überwintern können. Zunächst ist ein Aufenthalt bei einer Olivenernte in Italien geplant. Mit dem Nachtzug lassen wir Frankreich hinter uns. Der Wechsel ist schnell, mir fehlt das langsame wahrnehmen der Veränderung. Während in Frankreich sich der Beginn des Herbstes erst abzeichnete steht in Italien schon alles in feuerrot-orangenem Kleide. Es ist ein Sprung und manchmal braucht es genau den – der Absprung von Umbrien gestaltet sich jedoch schwieriger. Denn es ist nicht nur der Herbst, der gelb, orange und Rottöne hervorbringt, sondern auch ein in Farbzonen eingeteiltetes Italien, dass uns zu schaffen macht. Die Olivenernte ist nach drei Wochen abgeschlossen und Umbrien wechselt von gelb zu orange. Dies bedeutet stärkere Einschränkungen – auch für uns. Einfach loslaufen funktioniert in der derzeitigen Situation nicht und wir telefonieren mit verschiedenen Gemeinschaften. Diese nehmen aufgrund von Corona jedoch entweder keine Leute auf – oder haben schon genug freiwillige Helfende. Es erinnert an das Spiel „die Reise nach Jerusalem“ bei dem die Musik aus geht und schnell ein Platz gefunden werden muss – so fühle ich mich. Ein Projekt in Sizilien, was unserer Favorit ist, sagt zu! Nachdem wir den Zug schon gebucht haben, bekommen wir noch eine weitere Zusage aus Umbrien von einer seid den 80ern bestehenden Gemeinschaft. Die Rucksäcke sind gepackt, die Zugtickets nach vielen Stunden der Auseinandersetzung mit den Regularien gekauft, denn wie unsere Forschungen ergeben haben ist die Fortbewegung aus Arbeitszwecken noch gestattet und die Zusage für die Mitarbeit bei einer NGO ist uns sicher.

EIGENTLICH sässen wir jetzt in Sizilien. Eigentlich wären wir 16 Stunden mit dem Zug unterwegs gewesen. Eigentlich ist ein Wort das bedeutet, dass noch etwas anderes da ist! Das andere ist: Wir sind noch immer in Umbrien – nur weinige Kilometer von dem Ort entfernt, bei dem wir bei der Olivenernte halfen. Denn früh morgens endete unsere Reise nach Sizilien auch schon wieder nachdem wir nur einige Schritte zur Bushaltestelle gelaufen waren. Denn dort hielten uns erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier Polizisten von der Weiterreise ab, die jedoch auch keine Ahnung hatten was sie mit uns Deutschen mit Baby jetzt anfangen sollen. Mitarbeit in Tausch gegen Unterkunft und Verpflegung, Arbeit in einem sozialen Projekt – ohne Vertrag- non e possible! Der zweite Bus mit dem wir unseren Zug noch hätten erreichen können war mittlerweile schon längst weg. Und mit einem gesalzenen Strafzettel, bei dem uns einer der Polizisten erklärte, dass wir ihn als Deutsche nicht zahlen müssten, gab es für uns die Wahl uns an diesem Tag innerhalb Umbriens fortzubewegen, oder nach Deutschland zurück zu kehren. Sicherlich wollte die Polizei uns und andere schützen – Fakt ist wir waren drei Wochen an einem Ort mit den gleichen Menschen und sind es jetzt wieder. Vier Polizisten in so geringer räumlicher Distanz war das naheste was wir seid Wochen erlebt haben! Die andere Zusage zum Glück noch in der Hinterhand machen wir uns auf den Weg innerhalb Umbriens, durch eine Geisterstadt, einen Geisterbus. Während bei unserer Ankunft noch viele mit Masken in den Straßen umherliefen, sind diese nun fast Menschen leer, nur auf dem Schulhof sieht man noch einige Kinder spielen. Wir sind froh, als wir einige Stunden später wieder in Mitten der Natur sind, einige Berge weiter – Umbrien hat uns noch.
Und doch ist es diesmal anders. Der Teilweiselockdown verbunden mit dem Wissen, dass wir nicht einfach weiter gehen können lässt mich eng fühlen, trotz weiter Sicht über die Berge.